Volontariat - Studium - Praktikum - AusbildungAlles rund um die Ausbildung in den Medienberufen. Volontariat, Studium der Journalistik & Kommunikationswissenschaft, Praktikum
Ist es möglich, seine Artikel einfach so mal an größere Zeitungen zu schicken? Also, klar, möglich ist es, aber macht man so was denn? Wenn ich zB eine Reportage schreibe und denke, dass das Thema gut zu Zeitung XY passen würde, kann ich denen den Text zuschicken, obwohl sie mich nicht kennen, und einfach mal zur Veröffentlichung anbieten?
Oder zwinge ich mich ihnen praktisch als Freie auf?
Nein, auf keinen Fall solltest Du einfach einen Artikel an irgendwelche Zeitungen schicken, schon gar nicht gleichzeitig. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Artikel ungelesen aus dem Postfach gelöscht wird, ist sehr hoch.
Du recherchierst zuerst, ob das Thema nicht gerade im Blatt war. Dann überlegst Du Dir, in welches Ressort der passt und rufst da an und bietest denen das Thema an. Du solltest Dir vorher überlegen, wie Du das kurz und knapp rüberbringst. Ebenso solltest Du Dir zwei Sätze zu Dir selbst überlegt haben, mit denen Du Dich selbst zu Beginn kurz vorstellst. Und vergiss nicht zu fragen, ob es gerade passt, das heißt, ob Dein Ansprechpartner einen Moment Zeit hat. Es gibt Redaktionen, da gibt es keine Sekretärin mehr, in vielen anderen musst Du aber zuerst an der Redaktionsassistenz vorbei, wenn Du keinen direkten Ansprechpartner weißt.
Und Du solltest dann schon auch in der Lage sein, deren Standards zu erfüllen, falls die Redaktion das Thema tatsächlich will. Wenn Du den Zuschlag bekommst, solltest Du auch nach dem Honorar fragen.
da kann ich Christine nur Recht geben, auf keinen Fall solltest Du einfach einen Artikel an irgendwelche Zeitungen schicken.
Schließlich möchtest Du Dich auch nicht von einer Anwältin vertreten lassen, die erst in einem Anwalts-Forum nachfragen muss, ob es möglich ist, ihre Verteidigungsschrift einfach mal ans Gericht zu schicken.
Oder Du möchtest Dich auch nicht einer Ärztin anvertrauen, die erst in einem Ärzte-Forum nachfragen muss, ob es möglich ist, Deine Blutprobe an größere Labors zu schicken.
Schicke Deine Schreib-Übungen zuerst an eine Journalistenschule oder an eine gelernte, erfahrene Journalistin. Frage sie, ob sie Dir Journalismus beibringen oder ob Sie Dir sagen können, wo Du diesen Beruf lernen kannst.
Wenn Du Hilfe bekommst, solltest Du auch nach dem Honorar fragen.
Du wirst zum Beispiel lernen, dass eine echte Journalistin nicht lange nachdenkt, wenn sie eine Frage hat. Sondern dass sie spontan die Person anruft, die ihr die Frage am direktesten beantworten kann.
Sie wird dann schon zurückgewiesen, wenn’s nicht passt. Aber sie ist das gewohnt. Das gehört zu ihrem Beruf. Vor allem dann, wenn sie für eine Tageszeitung arbeitet.
Tausende junger Menschen landen jährlich in Deutschland auf dem Praktikanten-Strich. Sie werden dorthin gelockt mit der vagen Aussicht, irgendwann einmal vom SPIEGEL oder vom Fernsehen entdeckt zu werden.
Man treibt sie zu immer noch härterer Arbeit ohne Lohn an, mit Sprüchen wie „Lernjahre sind keine Herrnjahre” oder „ein echter Journalist kennt keinen Feierabend”.
Zusätzlich wird diesen billigen Hilfskräften vor einer gewaltigen Medienkrise Angst gemacht...
Dabei verdreifachte sich fast zum Beispiel der Aktienkurs des größten deutschen Medienverlags innerhalb der vergangenen 24 Monate.
Der Kurs stieg von 43,20 Euro auf 123 Euro.
Und gerade stimmte der Aufsichtsrat zu, dass der Vorstand bei der Hauptversammlung am 14. April für das Geschäftsjahr 2010 eine 9,1% höhere Dividende auszuschüttet als für das Geschäftsjahr 2009.
4,40 Euro je Aktie gab’s fürs Geschäftsjahr 2009... 4,80 Euro je Aktie werden es für das Geschäftsjahr 2010 sein.
Die Aktionäre verdreifachten also fast schon mit dem Kursgewinn ihr eingesetztes Geld und bekommen nun wahrscheinlich zusätzlich noch 9,1% höhere Dividende.
Und der Kurs von ProSiebenSat1. Media AG verdoppelte sich in nur 6 Monaten.
„Scheißegal, was Ihr studiert... Hauptsache Ihr studiert”, reden die Verleger ihren
Hilfskräften ein...
Denn je mehr junge Leute in der Hoffnung auf glanzvolle Karriere studieren, desto mehr als „Praktikanten” veralberte Billigkräfte gibt es, die man sonst aus osteuropäischen Ländern einschleusen müsste.
Die staatlichen Universitäten treiben dieses Spiel an, indem sie für jedes Studium Praktika vorschreiben. Egal, ob diese Praktika sinnvoll sind oder nicht...
Eine Kollegin, die schon seit über 10 Jahren als fest angestellte Redakteurin arbeitet, wollte doch noch Journalismus studieren. Sie lässt es nun bleiben, da ihr von den 10 Jahren Journalismus und den 14-Stunden-Arbeits-Tagen kein Tag angerechnet würde...
Sie müsste sich also dennoch als billige Praktikantin zur Verfügung stellen. Egal, wo. Egal, ob beim Hintertupfinger Tagblatt oder bei der Bäckerblume. Hauptsache billig oder kostenlos.
Ausgelaugte und desillusionierte Service-Kräfte, die nicht mehr so jung und knackig sind, werden dann auf noch unattraktivere Stellplätze abgedrängt, wo sie dann für 3 Cent pro Wort tippen.
Egal, ob in Thailand, Nepal, Osteuropa oder in Deutschland... der beste Schutz für junge Leute, sich vor diesem Schicksal zu bewahren, ist Ausbildung.
Nicht egal, was für eine Ausbildung, sondern eine Ausbildung, mit der man tatsächlich sein Geld verdienen kann.
Billigarbeit ohne solide Ausbildung führt nur ganz selten zu einer glanzvollen Karriere...
Danke für die Antworten.
Der Hintergrund war der, dass wir in unserem Journalistikstudium Übungsreportagen schreiben und meine Dozentin hat mir einige Male gesagt, ihr würden meine Texte gefallen. Also wollte ich mal ausprobieren, ob sie auch "größeren" Zeitungen gefallen. Das waren dann meist auch Themen, die bundesweit als aktuell bezeichnet werden können.
Bringen die Euch im Journalistikstudium denn nicht die Basics des Textmarketings bei? Wenn es nicht auf dem Lehrplan steht, warum fragt Ihr Eure Dozenten nicht, wie das in den Redaktionen läuft? Da sollten doch Praktiker darunter sein, die das wissen.
Bringen die Euch im Journalistikstudium denn nicht die Basics des Textmarketings bei? Wenn es nicht auf dem Lehrplan steht, warum fragt Ihr Eure Dozenten nicht, wie das in den Redaktionen läuft? Da sollten doch Praktiker darunter sein, die das wissen.
Hast recht, bin mir sicher, dass meine Dozentin uns da weiterhelfen könnte, hat nämlich selbst lange als Redakteurin gearbeitet. Aber ich habe sie einfach noch nie gefragt und jetzt ist vorlesungsfreie Zeit. Ich hab erst mein erstes Semester hinter mir, wer weiß, vllt kommt ja was in Richtung Textmarketing...
Das Thema Textmarketing wird in der Journalistenausbildung in der Regel viel zu sehr vernachlässigt. Darum fragt Euren Dozenten ruhig ein Loch in den Bauch, stellt ihnen dazu ganz konkrete Fragen. Und dann übt unter Euch Kommilitonen, am Telefon Themen zu verkaufen. Spielt wechselnde Rollen (die der Redaktionsassistenz nicht vergessen), seid als Angerufene mal nett, mal gleichgültig, mal gestresst, mal garstig, bietet gute Honorare und lächerliche, die unwirtschaftlich sind. Und nehmt unterschiedliche Medien für diese Übung. Die zwei, die so tun, als würden sie miteinander telefonieren, brauchen auch noch ein paar Zuhörer fürs Feedback für den Anrufer.
Man sollte das Medium kennen und sich gut vorbereitet haben. Das schließt übrigens auch mit ein, dass man sich vorher schon einmal etwas über die Honorare, die dort gezahlt werden, schlau gemacht hat, Honorardatenbanken helfen da weiter, ebenso sich im Kollegenkreis umzuhören. Mitunter kann man sich dann den Anruf nämlich sparen.
Des Weiteren sollte man auch immer einmal in die Mediadaten und Themenpläne schauen.
Hast recht, bin mir sicher, dass meine Dozentin uns da weiterhelfen könnte, hat nämlich selbst lange als Redakteurin gearbeitet. Aber ich habe sie einfach noch nie gefragt und jetzt ist vorlesungsfreie Zeit. Ich hab erst mein erstes Semester hinter mir, wer weiß, vllt kommt ja was in Richtung Textmarketing...
Darf ich fragen, um welchen Studiengang es sich handelt? Das klingt nämlich sehr nach meiner Praxisdozentin
und @ christine: Kennst du noch mehr Honorardatenbanken als die, die hier zu finden ist?
Darf ich fragen, um welchen Studiengang es sich handelt? Das klingt nämlich sehr nach meiner Praxisdozentin
Haha, das erinnert dich an deine Praxisdozentin? Ich denke, es gibt viele Dozenten im Bereich Journalistik, die mal in einer Redaktion angestellt waren Na ja, egal. Ich studiere Journalistik in Bayern
Zum Honorar: Die brauchen ja dann meine Kontonummer. Angenommen, sie sagen am Telefon zu, bzw. meinen, ich soll ihnen den Artikel mal zukommen lassen. Wie sag ich dann am "elegantesten", dass ich gerne meine Kontonummer dalassen möchte, wegen dem Honorar? Ich bin - bisher - nicht sonderlich talantiert im Geschäftemachen
Warte doch erst einmal ab, ob Sie den Text überhaupt drucken wollen. Manche Verlage schicken dir daraufhin ein Dokument, wo du deine Kontonummer, Steuernummer, Umsatzsteuer etc. eintragen musst. Gleich die Kontonummer mitzusenden, wäre Unsinn. Denn bevor das Geld bezahlt wird, erfolgt die Abrechnung. Eventuell musst du selber eine Rechnung stellen, eventuell kümmert sich der Verlag um die Abrechnung. Letzteres ist bei größeren Verlagen meist zutreffend.